Stadt Feldkirch

Wenn Häuser sprechen könnten

Oft sind es die kleinen Details, die uns etwas über ein Haus, dessen Bewohner:innen oder Funktion erzählen. Im Rahmen der Serie „Häuser erzählen Geschichten“ stellen wir deshalb besondere Objekte und deren Geschichte in Feldkirch vor.


Nockerhaus

Zu Beginn werfen wir einen Blick in die Vorstadt auf das ehemalige Nockerhaus. Spaziert man daran vorbei, fallen einem sogleich der schwungvolle Giebel sowie die großen Fensterläden im Erdgeschoss auf. Wo heute Nägel in Form gebracht werden, wurde hier vermutlich im 15. Jahrhundert Geschirr für den täglichen Gebrauch erzeugt. Es folgten über die Jahrhunderte mehrere Besitzerwechsel, bis das Haus 1892 schließlich in die Hände des bekannten Feldkircher Malers Florus Scheel kam. Im obersten Stockwerk befand sich das Atelier des Malers, der außerdem mit Tapeten, Ölen und Farben handelte.

Um 1900 wechselte der Besitzer erneut und die Bäckersfamilie Nocker eröffnete hier ihre Bäckerei. Die Herren Nocker buken aber nicht nur nachweislich die besten Semmeln Österreichs, sondern engagierten sich in der Lokalpolitik sowie bei verschiedensten Vereinen.

Churer Tor

Das Churer Tor ist heute das einzige erhalten gebliebene turmartige Stadttor in Vorarlberg. Es wurde vor 1270 erbaut und im Zuge der Neubefestigung der Stadt 1491 von Grund auf erneuert. Ein dem sechsgeschossigen Torturm vorgelagertes, 1591 errichtetes Vorwerk wurde bei der Einebnung der Stadtgräben nach 1826 abgetragen.

Früher wurde das Churer Tor auch Hewers- und Salztor genannt. Der nach 1615 verwendete Name Salztor rührt von dem benachbarten Salzstadel her, in dem Salz aus dem Hall gelagert und der 1905 abgebrochen wurde. Im Churer Tor befand sich auch die Dienstwohnung des Salzmeisters; der Torwächter selbst wohnte in einem kleinen naheliegenden Haus. Die wichtige Handelsstraße nach Chur führte durch dieses Tor über die Heiligkreuzbrücke, den einzigen Übergang über die Ill in Feldkirch.

Kapuzinerkloster

Das Kloster beherbergt die Brüdergemeinschaft der Kapuziner, den Sitz des Seraphischen Liebeswerkes für Vorarlberg und Liechtenstein, Armenstube, Pilgerzimmer sowie Räume für Gäste, Begegnung und Besinnung. Die Klostergründung erfolgte im Jahr 1602, die Kirchenweihe 1605 durch den Churer Bischof Johann V. Flugi. Umbauten gab es in den Jahren 1681-84, 1864-80 und 2005-07. Während des II. Weltkrieges wurde das Kloster durch die Nationalsozialisten besetzt. Eine besondere Verehrung erhält der Hl. Fidelis von Sigmaringen, der 1621 Guardian in Feldkirch war, 1622 in Seewis ermordet und 1746 heiliggesprochen wurde.

In der Kirche befindet sich ein neuromantischer Hochalter nach Plänen des Pater Virgil Gangl, ausgeführt vom Kapuzinerbruder Wenzel Schnitzer. Im Schiff hängt ein Fahnenbild mit der Darstellung „Martyrium und Glorie des Hl. Fidelis“, angefertigt zur Heiligsprechung. Die ehemalige Marien-Seitenkapelle wurde 2007 zum Beicht- und Aussprachezimmer umgebaut. In der Fideliskapelle befindet sich ein neugotischer Altar von Fidelis Rudhart. Die Fenster sind zum Thema „Sonnengesang des Hl. Franziskus“ von Sr. Raphaela Bürgi gestaltet. Die ursprüngliche Klosterzelle des Hl. Fidelis erhielt 1729 ihren Platz als Anbau der Kapelle. 2007 wurde der Ausstellungsraum geschaffen.

Institut St. Josef

Wie viel Zeit noch vergehen würde bis sie endlich in das neue Schulgebäude einziehen könnten, beschäftigte die Kreuzschwestern des späteren Instituts St. Josef längere Zeit. In ihrer Chronik vermerkten sie, dass der Neubau "indessen so ziemlich gemütlich vorwärtsgehe und mit Bangen blickten wir oft hinauf und fragten uns: Werden wir das Schuljahr oben beginnen können?"

Im Herbst 1911 war es soweit und die Privatvolksschule und Privathandelsschule übersiedelten auf den Ardetzenberg in das neue Schul- und Internatsgebäude.

Noch heute dient das schöne Gebäude, das markant über der Innenstadt thront, als Bildungseinrichtung mit dem Schulträgerverein der Kreuzschwestern.

Das Institut St. Josef ist das nächste prominente Gebäude in unserer Reihe "Häuser erzählen Geschichten". Die Serie wird mit weniger bekannten aber ebenso geschichtsträchtigen Häusern fortgesetzt.

Rathaus Feldkirch

Im 1493 erbauten Rathaus war genug Platz für die Zusammenkünfte der Feldkircher Ratsherren, aber auch für die regelmäßigen Sitzungen der Vorarlberger Landstände, die bis ins 18. Jahrhundert Feldkirch als Hauptstadt des Landes sahen. Beim verheerenden Stadtbrand vom 6. August 1697 brannte auch das Rathaus vollständig aus. Man entschied sich damals dafür, die gotischen Hauptmauern stehen zu lassen und nur innen alles zu erneuern. Dabei verzichtete man auf überladenes Beiwerk und schuf mit den schweren Holzdecken des großen Ratssaals ein in seiner Harmonie und Gegensätzlichkeit einmaliges Kunstwerk.

In den 1930er Jahren wurden das Rathaus und das alte Spital nach Plänen von Wilhelm Heisch und Hugo Wank verbunden. Damals entstand auch die neue Fassadenbemalung von Nikolaus Prachensky und Toni Kirchmayr. Die drei Riesen an der Neustadtfront sollen Graf Rudolf v. Montfort und der Feldkircher Stadtammann mit einem Ratsherrn sein, die den großen Freiheitsbrief in Empfang nehmen. Kriegerisch geht es dagegen auf der Schmiedgassenfront des Rathauses zu. Der österreichische Doppeladler über dem Wappen der Stadt Feldkirch, daneben zwei Krieger. Die alte Spitalfassade schließlich zeigt die Feldkirch-Variante des letzten Abendmahls, nur dass hier Kaiser Maximilian mit den Ratsherrn zu Tische sitzt.

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